Im Nachhinein (Hinterher ist man immer klüger) feat. Abschiednehmen

07Okt2017

Image: playlist, © NELO Mijangos via CC BY-NC 2.0, source: Flickr, no endorsement on part of the licensor

Als ich an meinem ersten Tag in Tansania in einem fremden Bett aufwachte, meine ersten Schritte durch ein fremdes Haus tat und mich vorsichtig an die (freundlichen aber trotzdem) fremden Leute herantastete, mit denen ich von nun an zusammenleben würde, da kamen mir fünf Monate unendlich lang vor. Und weil ich nichts zu tun hatte, hatte ich umso mehr Zeit zum Nachdenken und Sorgenmachen. Ich glaubte nicht, es hier auch nur eine Woche aushalten zu können, geschweige denn ein knappes halbes Jahr. Aber ich hatte keine Wahl: Mein Rückflug war erst in fünf Monaten gebucht, und bis dahin würde ich hier nicht wegkommen, das war mir klar. Deshalb blieb ich. „The only way out is through“, dieser Satz hat mich die ganzen fünf Monate begleitet. Bei jeder neuen Herausforderung, jeder neuen (scheinbar) ausweglosen Situation, jedem Anflug von Einsamkeit und Heimweh. Und ich bin froh darüber! Denn danach wusste ich dann immer auch: Ich habe wieder was gelernt! Ich habe wieder erfahren, was ich mir alles zutrauen kann! Ich habe wieder gemerkt, dass ich nicht allein bin! Und dann waren da natürlich auch die schönen Momente, wenn wir am Lagerfeuer saßen und Spiele spielten, oder wenn die Kinder in der Schule mir morgens schon freudig entgegen gelaufen kamen und mich begrüßten.

Und wegen all dieser Erlebnisse bin ich froh, dass ich zum Bleiben gezwungen war. Dass ich mich auf dieses Abenteuer eingelassen und mich in diese Lage manövriert habe. Es liegt auch eine Erleichterung darin, keinen Rückzug mehr machen zu können. Ich konnte nach vorne schauen und mich ganz auf das Kommende konzentrieren, anstatt mich damit zu beschäftigen, was ich jetzt stattdessen zu Hause alles machen könnte und wie viel besser und einfacher das doch wäre.

Ja, es war abenteuerlich und unvorhersehbar, an manchen Tagen enttäuschend oder erschütternd, auf jeden Fall anders als ich es erwartet hätte. Aber ich habe so viel darüber gelernt, wie Menschen ihr Miteinander gestalten, was ihnen wichtig ist und wo sie ihre Prioritäten setzen, wie sie die Welt wahrnehmen und wie sie ihr Leben gestalten. Und ich habe unglaublich viel über mich selber gelernt, wer ich bin und was ich will. Ich bin mit vielen offenen Fragen in diesen Freiwilligendienst hineingegangen und bin mit alles anderem als Gewissheit daraus zurückgekommen. Was ich sicher weiß, ist, dass ich nicht die einzig richtige Sichtweise besitze. Menschen können auf Grund der selben Sachlage zu verschiedenen Schlussfolgerungen und Entscheidungen gelangen, ohne dass es ein eindeutiges „richtig“ oder „falsch“ gibt.

Das ist mein „Mitbringsel“ aus dieser Zeit, und mit diesem Mitbringsel im Gepäck möchte ich jetzt weiterziehen. Ich bin Ende Juli halb freudig und halb wehmütig wieder nach Deutschland zurückgekommen und habe dieses Kapitel meines Lebens abgeschlossen. Und deshalb, denke ich, ist es jetzt auch Zeit, diesen Blog als Dokument dieser Erfahrung abzuschließen. Möglicherweise gibt es mit der Zeit noch den einen oder anderen Nachtrag, wenn mir noch etwas einfällt, dass ich aufschreiben und bewahren möchte. Aber fürs Erste ist das hier mein Abschied.

Danke an alle, die mitgelesen und miterlebt haben! Danke für Eure Offenheit und Neugier!

Ich hoffe, ich konnte Euch ein kleines Fenster in die weite Welt hinaus eröffnen.

Alles Liebe

Tabea